Saisonstart der Schweizer Fussballmeisterschaft: Rote Karte für unsinniges Kaskadenmodell & Kollektivstrafen!
Mit grosser Vorfreude blicken Fans und Vereine dem Beginn der neuen Saison der Super League entgegen. Der Anpfiff zur neuen Spielsaison markiert nicht nur den Start spannender Spiele, sondern wirft auch Fragen zum neu geltenden Kaskadenmodell auf. Von den Jungfreisinnigen gibt es für das Modell der KKJPD die rote Karte.
Rückläufige Fangewalt als Ausgangslage
Rund um Fussballspiele kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Gewalt und Sachbeschädigungen. Das «Gesamtschweizerische Lagebild Sport (GSLS-Reporting)» der polizeilichen Koordinationsplattform Sport (PKPS) verdeutlicht jedoch, dass es in der Super League seit Beginn der Erhebung, relativ zur Anzahl Spiele, noch nie so wenige Fälle von schweren gewalttätigen Auseinandersetzungen gab wie in der vergangenen Saison 2023/24. Wohlgemerkt in einer Zeit, in der erfreulicherweise immer mehr Fans in die Stadien strömen.
Kontraproduktives Kaskadenmodell der KKJPD
Ungeachtet der rückläufigen Gewalt setzt die KKJPD ab der nun startenden Saison auf das sogenannte Kaskadenmodell, wie im März des letzten Jahres bekannt gegeben wurde. Aus der Praxis sowie verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen geht hervor, dass Kollektivstrafen zumeist zu einer Solidarisierung unter den Fans mit zusätzlichem Eskalationspotenzial führen. Kollektive Strafen als Antwort auf das Verhalten Einzelner und die damit verbundenen möglichen Einschränkungen unzähliger friedlicher und unbeteiligter Personen sind für die Liga und die Vereine untragbar und zeugen von Hilf- und Ratlosigkeit der Behörden. Entsprechend verständlich erscheint auch, dass sowohl die Swiss Football League (SFL) wie auch Fussballklubs das Modell einstimmig ablehnen. Für Jonas Lüthy, Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, ist klar: «Die Jungfreisinnigen Schweiz verurteilen Fangewalt jeglicher Art. Das Kaskadenmodell der KKJPD ist durch die pauschale Kriminalisierung von Fussballfans, Kausalhaftung und Kollektivstrafen jedoch unverhältnismässig und völlig ungeeignet. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die rückläufige Fangewalt und die wissenschaftlichen Erkenntnisse bezüglich der Dynamik von Fangruppen.»
Aus rechtsstaatlicher Sicht fragwürdig – Kollektivstrafen sind dem liberalen Rechtsstaat unwürdig
Die rechtliche Grundlage von Kollektivstrafen ist zumindest in Frage zu stellen: Damit eine staatliche Massnahme verhältnismässig ist, muss sie gemäss bundesgerichtlicher Rechtsprechung einen legitimen Zweck verfolgen, geeignet, erforderlich und verhältnismässig sein. Sektorensperren, Geisterspiele und Spielabsagen sind zwar gesetzlich möglich, aber in vielen Fällen weder geeignet, zielführend noch erforderlich oder angemessen, um künftige Gewalttaten zu verhindern. Kurzum: Das Kaskadenmodell vermischt mit den Kollektivstrafen Prävention und Repression, das Modell ist dem liberalen Rechtsstaat unwürdig.
Deeskalierende Massnahmen sind gefragt
Für die Jungfreisinnigen Schweiz ist klar: Es besteht Handlungsbedarf zur Verringerung von Fanausschreitungen im Umfeld von Fussballspielen. Wie auch in anderen Bereichen ist übermässig starke Repression jedoch zur Verhinderung von Delinquenz nur bedingt erfolgsversprechend. Neben kooperativen Ansätzen wie bspw. vermehrtem Dialog braucht es verstärkte Massnahmen zur Täteridentifikation und Einzeltäterverfolgung.