Bildung
Das Schweizer Bildungssystem unter Druck
Ein Viertel der Schüler ist heute nicht mehr in der Lage, einen Alltagstext ausreichend zu verstehen. Das einst erstklassige Schweizer Bildungssystem mit Weltklasse-Hochschulen wie
der ETH und der HSG droht den Anschluss zu verlieren. Augenwischereien wie den Forderungen nach Abschaffung von Schulnoten oder ideologischer Gleichmacherei stellen wir uns
entschieden entgegen – unser Bildungssystem muss praxisorientiert sein und auf die aktuellen Bedürfnisse von Gesellschaft und Arbeitswelt ausgerichtet werden. Wir fordern einen qualitativ hochwertigen Bildungsstandard, der sowohl die Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen sicherstellt als auch den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht wird. Um Exzellenz zu erreichen, braucht es mehr Wettbewerb. Wir bekennen uns infolgedessen auch zum föderalistischen Wettbewerb der Ideen, der es den Kantonen ermöglicht, voneinander zu lernen
und sich dynamisch weiterzuentwickeln.
Unser Bildungssystem wurde einst von Freisinnigen aufgebaut. Nun braucht es dringend eine freiheitliche Reform. Wir liefern die Lösungen, um unser angeschlagenes Bildungssystem wieder
auf Kurs zu bringen.
Neutralität statt Indoktrination
Wenn Schulklassen zur Teilnahme am Klimastreik gezwungen werden oder Alfred Escher in Schulbüchern als Kolonialist diffamiert wird, zeigt das klar: Unsere Schulen sind nicht neutral! Bildungsinstitutionen dürfen keine Plattform für politisch-ideologische Indoktrination sein. Den Schülern muss ein faktenbasierter und politisch neutraler Unterricht garantiert werden können. Die Freisinnigen verankerten in der Bundesverfassung von 1874 die konfessionelle Neutralität der Schulen. Dieser fundamentale Grundsatz sollte auf die politische Neutralität ausgeweitet und von der Bundesverfassung bis in die Schulordnungen festgehalten werden, um eine
unabhängige Meinungsbildung sicherzustellen.
Weniger Bürokratie im Klassenzimmer
Anstatt sich auf den Unterricht als Kernaufgabe konzentrieren zu können, werden Lehrer in einem Berg von unterrichtsferner Administration begraben. Die Ausbildung der Schüler darf nicht zur Nebensache verkommen, daher müssen Lehrer von dieser bürokratischen Last befreit werden. Unterrichtsferne Prozesse sollen auf das Wesentliche beschränkt, mithilfe der Digitalisierung effizienter gestaltet und wenn immer möglich harmonisiert werden.
Gezielte Förderung statt Gleichmacherei
Die integrative Schule ist gescheitert: Forschung und Praxis zeigen, dass die ideologisch motivierte Gleichmacherei aller Kinder und Jugendlichen die Volksschule in eine Sackgasse geführt hat. Integration ist erstrebenswert, jedoch nicht um jeden Preis. Lernschwache Schüler brauchen separate und gezielte Unterstützung in Förderklassen, die ihren individuellen Bedürfnissen gerecht werden. Gleichzeitig muss auch das Potenzial von leistungsstarken Schülern gezielt gefördert werden. Statt auf teure Gleichmacherei zu setzen, die selten die gewünschten Ergebnisse bringt, braucht es eine Rückkehr zur bildungspolitischen Vernunft.
Schulfach Lebensökonomie
Studien zeigen, dass die junge Generation über immer weniger Finanzkompetenz verfügt, was zu zahlreichen Problemen und Risiken, wie etwa Verschuldung, führt. Die Freisinnigen haben im 19. Jahrhundert die Volksschulpflicht durchgesetzt – nicht aus ökonomischen Vorteilen, sondern aus staatsbürgerlichem Pflichtbewusstsein. Denn wer nicht schreiben, lesen und rechnen kann, kann sich in einer Demokratie auch nicht selbstbestimmt beteiligen. Heute, wo immer mehr demokratische Entscheide auch die finanzielle und ökonomische Zukunft unseres Landes betreffen, leidet die Gesellschaft unter dem Mangel an Finanzkompetenzen in der Bevölkerung. Wir fordern deshalb ein neues Schulfach für Alltags- und Lebensökonomie auf Sekundarstufe I, welches das notwendige Wissen über persönliche Finanzen, Budgetierung, Ausbildungsfinanzierung, wirtschaftliche Zusammenhänge, Steuern und Altersvorsorge vermittelt. Damit wird die Grundlage für die Entfaltung des selbstbestimmten Individuums geschaffen.
Sprachaufenthalte für alle
Die Forschung zeigt: Eine Sprache lernt man viel effektiver in der Praxis als durch reines Pauken im Klassenzimmer. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, fordern wir ein
Austauschprogramm zwischen den Schweizer Sprachregionen. Jedem Sekundarschüler soll ein Sprachaufenthalt von mindestens vier Wochen in einer anderen Landesregion ermöglicht werden. So wird das entsprechende Sprachniveau erhöht, es entstehen Kontakte zwischen den Sprachregionen, und der Zusammenhalt in unserem mehrsprachigen Land wird gestärkt.
Duale Bildung statt Überakademisierung
Zu viele Jugendliche werden ins Gymnasium gedrängt, obwohl sie in der Berufslehre weit besser aufgehoben wären. Der duale Bildungsweg ist das Rückgrat des Schweizer Arbeitsmarkts, doch praxisorientierte Berufe erhalten bei Weitem nicht die Wertschätzung, die sie verdient hätten. Es ist höchste Zeit, die zahlreichen Vorteile einer Berufslehre wieder ins Rampenlicht zu rücken. Um der Überakademisierung ein Ende zu setzen und die Jugendarbeitslosigkeit zu verhindern, setzen wir uns für eine niedrigere Gymnasialquote ein, beispielsweise durch harmonisierte Maturaabschlussprüfungen. Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass die Ausbildungsdauer bis zur
gymnasialen Matura zwischen den Kantonen harmonisiert und im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig wird.
Tertiäre Bildung: Klare Perspektiven statt rosaroter Brille
Empirische Daten belegen, dass viele Schulabgänger kaum eine Vorstellung davon haben, welche beruflichen Perspektiven ihre Wunschausbildung tatsächlich bietet und dass sie ihren Ausbildungsweg oft wechseln, sobald ihnen Gehaltsaussichten und Arbeitsmarktaussichten bekannt sind. Studenten verdienen geeignete Entscheidungsgrundlagen, um den für sie passenden Bildungsweg zu wählen.
Es muss endlich umfassend über Arbeitsmarktaussichten, Gehälter und Kompetenzanforderungen in verschiedenen Berufen informiert werden. Um die Qualität und
Unabhängigkeit dieser Informationsvermittlung zu gewährleisten, fordern wir die Einführung einer nationalen Plattform «Perspektiven der tertiären Bildung». Bildungsinstitutionen sollen regelmässig offenlegen, was ihre Absolventen – nach Studiengang und Ausbildungsweg sortiert – wirklich verdienen und wie hoch die Arbeitslosigkeit in den jeweiligen Berufsfeldern ist.
Nachgelagerte Studiengebühren für mehr Kostenwahrheit
Selbstredend bringt Bildung zahlreiche Vorteile für die Gesellschaft als auch das Individuum mit sich. Akademiker erhalten auf Kosten der Steuerzahler eine Ausbildung, die sich für sie deutlich auszahlt – zahlen dies aber teilweise durch höhere Steuern zurück. Doch dieser «Gesellschaftsvertrag» gerät ins Wanken – da insbesondere durch den zunehmenden Trend zur Teilzeitbeschäftigung immer weniger Studienkosten effektiv über Steuern zurückgezahlt werden. Es ist ungerecht, dass der breite Mittelstand für das Studium von Akademikern aufkommen soll und Nicht-Akademiker gleichzeitig den Grossteil ihrer Weiterbildungskosten selbst berappen. Ein Studium ist als Investition und nicht als Konsumgut zu betrachten.
Die Jungfreisinnigen fordern daher nachgelagerte Studiengebühren, die nach dem Hochschulstudium zurückgezahlt werden müssen. Indem man die Kosten seines Studiums verursachergerecht berappen muss, wird man sich bewusster mit der eigenen Studienwahl auseinandersetzen, eher ein Studium mit langfristig guten Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt wählen und dieses vergleichsweise auch schneller abschliessen.
Wir fordern, dass die Studienkosten in jährlichen Tranchen über die Steuern zurückbezahlt werden. Falls die Einkommenssteuer den jährlich fälligen Beitrag zuzüglich einem festzusetzenden Referenzbetrag übersteigt, wird die Tranche als erlassen betrachtet.
Folglich erfolgt nur in jenen Jahren eine reale Rückzahlung der Bildungskosten, in welchen die Einkommenssteuer die Studienkosten nicht bereits abgedeckt haben. Zusätzlich sollen Pufferjahre für Elternzeit, Arbeitslosigkeit oder Weiterbildung berücksichtigt werden. Dadurch wird mehr Kostenwahrheit geschaffen, ohne die Chancengerechtigkeit zu gefährden. Im Gegenteil: Hohe Kosten stellen kein Hindernis für den Zugang zu Bildung dar, während gleichzeitig die finanzielle Belastung für die Allgemeinheit reduziert wird.
Podcast-Pflicht in der tertiären Bildung
Durch Lehrveranstaltungen ohne Podcast- oder Streamingmöglichkeiten wird das Vereinbaren von Beruf, Familie sowie sonstigem Engagement mit dem Studienalltag oft unnötig zur Herkulesaufgabe. Studenten sollen deshalb einen Anspruch darauf haben, dass dafür geeignete Präsenzveranstaltungen öffentlicher Bildungsinstitutionen aufgezeichnet bzw. als Podcast zur Verfügung gestellt werden. Leistungsstarke oder Teilzeitstudenten sollen die Möglichkeit haben, Arbeitserfahrung zu sammeln und sich ihren Lebensunterhalt selbst zu finanzieren. Der breit geschätzte soziale Austausch an den Bildungsinstitutionen, zusammen mit spannend gestalteten Lehrveranstaltungen, wird auch künftig dafür sorgen, dass die Lehrräume gefüllt bleiben.
Schluss mit der realitätsfernen Ausbildung der Lehrerschaft
Die Volksschule darf durch eine überakademisierte Lehrerausbildung nicht weiter untergraben werden. Um den Praxisschock zu vermeiden, sollen Lehrer, analog zu den Polizeischulen, durch eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis auf den Alltag vorbereitet werden.
Wir fordern eine Neuausrichtung der PH: In der Praxis, mit der Praxis, für die Praxis – so muss die Ausbildung an Pädagogischen Hochschulen (PH) aussehen. Lehrer müssen gezielt auf den Schulalltag vorbereitet werden – mit mehr Ausbildung im Klassenzimmer, ergänzt durch Videoanalysen und Hospitationen. Dadurch können angehende Lehrer früh Verantwortung übernehmen, was die Attraktivität des Berufs und des Studiums wiederum steigert.
Unsere Forderungen
- Die Sicherstellung der politischen Neutralität unserer Bildungsinstitutionen
- Weniger Bürokratie im Klassenzimmer
- Gezielte Förderung lernschwacher Schüler in Förderklassen sowie bedarfsorientierte Unterstützung begabter Schüler
- Ein Schulfach «Lebensökonomie» auf Sekundarstufe I
- Ein schweizweites Austauschprogramm, um das Sprachverständnis in den Landessprachen zu stärken
- Die Aufwertung der Berufslehre und eine tiefere Gymnasialquote
- Eine nationale Plattform für klare Perspektiven bei der Wahl der tertiären Bildung
- Nachgelagerte Studiengebühren für mehr Kostenwahrheit
- Eine Podcast-Pflicht in der tertiären Bildung
- Eine praxisnahe Ausbildung an den Pädagogischen Hochschulen